Viele Menschen finden die Vorstellung, dass es dieses Unbekannte in ihnen gibt, unbehaglich: Da ist etwas Großes (90-95 Prozent unserer Persönlichkeit!), das uns – unser Denken, unser Handeln, unser Fühlen – rund um die Uhr beeinflusst, allgegenwärtig und doch können wir es nicht greifen.
In diesem Artikel möchte ich Dir einen Einblick in diese unbekannte Welt geben. Dir einen Eindruck geben, wie das Unterbewusstsein funktioniert und wie es sich vom Bewusstsein unterscheidet.
Wie unterscheidet sich das Bewusstsein vom Unterbewusstsein?
Das Bewusstsein (oder Wachbewusstsein) und das Unterbewusstsein sind verschiedene mentale Ebenen und bilden gemeinsam unser Gesamt-System. Mit diesem Verständnis ist das Unterbewusstsein (oder das Unbewusste oder das Innere Selbst) nichts Fremdes, sondern verdeutlicht, wie komplex und vielschichtig wir als „System Mensch“ sind.
Die Ebene des Bewusstseins ist uns vertraut: Hier passieren unsere kognitiven Prozesse, mit denen wir durch unser Leben und unseren Alltag navigieren. Hier denken und bewerten, vergleichen, interpretieren, begründen, kritisieren, analysieren und entscheiden wir.
In unserem Bewusstsein haben wir wunderbare Fähigkeiten: Intelligenz, Kreativität, Liebe, Genuss, Emotionalität, Kommunikation, Einsicht, Reflexion, Wille, Wunsch, Ziel und Absicht.
Das Werkzeug des Bewusstseins sind Worte. Unsere Gedanken, das Einschätzen und Bewerten finden bei den meisten Menschen (wenn auch nicht bei allen) überwiegend in Worten oder inneren Dialogen statt.
Dem gegenüber arbeitet das Unterbewusstsein mit Bildern und Gefühlen. Das wird zum Beispiel beim Träumen deutlich.
Zur Erklärung des Unterbewusstseins wird gern folgende Metapher verwendet: Stell Dir eine Schallplatte vor. Wenn wir geboren werden, ist diese Schallplatte noch völlig glatt. Doch ab dem ersten Tag unseres Lebens erzeugt jede Erfahrung, jedes ‚Lernen‘, jedes Gefühl das wir erleben eine Rille in unserer Schallplatte. Sie bestimmen den Klang unseres Lebens.
Je intensiver und schmerzhafter eine Erfahrung ist und/oder je häufiger sie sich wiederholt, desto tiefer ist die Rille die sie hinterlässt.
Pur und ungefiltert
Wenn das Bewusstsein nun mit kognitiven (Be-)Wertungen, Interpretationen usw. arbeitet, muss es diese Möglichkeit ja erst einmal zur Verfügung haben. Das ist erst ab ca. dem dritten Lebensjahr der Fall. Ab diesem Zeitpunkt nehmen die Kompetenzen zur rationalen Bewertung stetig zu, ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich das Bewusstsein und das „Willkürliche“ reift. Dieser Prozess dauert an bis ins frühe Erwachsenenalter.
Bis dahin ist unser Verhalten vom „Unwillkürlichen“ geprägt. Deshalb empfinden wir Babys als so „rein“ und „pur“. Jeder Eindruck, jedes Lernen, jede Erfahrung strömt ungefiltert ins Unterbewusstsein.
Deshalb ist unsere frühe Kindheit so eine besonders prägende Zeit: Welche Botschaften werden uns vermittelt? Erleben wir Liebe, Wertschätzung und Angenommensein – und wenn ja, müssen wir dafür eine Leistung erbringen? (Z.B. als Mädchen besonders hübsch und süß angezogen sein, besonders lieb sein, oder als Junge z.B. besonders gut klettern oder Fußball spielen können?)
Wird uns die Botschaft vermittelt „Du bist gut so wie Du bist“ oder müssen wir uns immer anpassen und/oder Erwartungen erfüllen, bis wir für gut befunden und geliebt werden?
Diese Rillen in der Schallplatte bleiben unser Leben lang und prägen die Tonleiter unseres Lebens. Diese Rillen formen unsere Glaubenssätze.
Besondere Fähigkeiten des Unterbewusstseins
Das Unterbewusstsein verfügt über Fähigkeiten, die dem bewussten Denken nicht zur Verfügung stehen. Es liefert uns oft Lösungen, auf die wir bewusst nicht kommen – oftmals als „nächtliche Eingebung“ oder als ein Lösungsimpuls, mit dem Du morgens aufwachst.
Das Unterbewusstsein nimmt eine Vielzahl von Wahrnehmungen und Sinneseindrücken auf und verarbeitet sie, viel mehr als das Bewusstsein an Informationen verarbeiten kann. Auf diese aussortierten Informationen hat das Unterbewusstsein Zugriff.
Das Unterbewusstsein hat außerdem uneingeschränkten Zugriff auf alle Erinnerungen – auch die verdrängten oder vergessenen. In dieser Bibliothek des Lebens liegt der Schlüssel zur Auflösung und Transformation vieler Blockaden, Limitierungen, Glaubenssätze, Ängste, Verhaltensmuster usw. die uns heute behindern. Außerdem hat das Unterbewusstsein immer eine gute Absicht: nämlich uns zu schützen. Es wird uns in unserem Wunsch nach Besserung / Veränderung etc. immer unterstützen!
Weitere Unterschiede
Das Wachbewusstsein arbeitet logisch. Das Unterbewusstsein kennt keine Logik, nur seine eigene. (Auch das wird übrigens beim Träumen besonders deutlich). Das ist für jede Veränderungsarbeit ein großer Vorteil! Es bedarf nur weniger, gezielter Interventionen, um neue Botschaften dort zu verankern.
Das Bewusstsein kennt neben der Gegenwart auch die Zukunft und die Vergangenheit und kann in beides (gedanklich) schauen. Erfahrungen und Erlerntes aus der Vergangenheit können in die Gegenwart und Zukunft übertragen werden. Das Unterbewusstsein kennt ausschließlich die Gegenwart. Wann immer ein Programm aus dem Erfahrungsspeicher abgespult wird (eine Rille der Schallplatte abgespielt wird), erleben wir die damit verbundenen Gefühle und Reaktionen von ‚damals‘ (die Schlüsselsituation) in voller Wucht, so als wäre es jetzt die gegenwärtige Situation. Auch das ist ein Vorgang, der sich unserer bewussten Wahrnehmung entzieht.
Vom Willen und der Kraft
Etwas weiter oben habe ich geschrieben, dass der Wille dem Bewusstsein entspringt. Der Wille ist die Antriebskraft für das Initiieren und Planen von Handlung. Wille, Wunsch, Ziel und Absicht als Ergebnis unserer kognitiven Kompetenzen sind etwas Wunderbares!
Du ahnst es schon, jetzt kommen wir dem ominösen inneren Schweinehund auf die Spur:
Dem Bewusstsein fehlt nämlich etwas Entscheidendes, seinen Willen umzusetzen: die Kraft!
Auf das Thema „Wille und Willens-Kraft“ bin ich in diesem Artikel noch etwas ausführlicher eingegangen (dort verrate ich Dir auch ein sehr wertvolles Geheimnis über den inneren Schweinehund!).
Die Kraft zur Umsetzung liegt primär im Unterbewusstsein. Und dort liegt enorme Kraft! Haben wir die Unterstützung des Unterbewusstseins, kann jedes Ziel nahezu frei von Anstrengung gelingen.
Wenn Bewusstsein und Unterbewusstsein im Einklang sind und das Gleiche wollen („single-minded“), stehen wir in unserer vollen Kraft. Bei Sportlern wird das besonders deutlich: Sie schärfen mit Mentaltraining ihren Fokus und verbannen behindernde Gedanken wie Angst und Zweifel und können so ihre Bestleistung abrufen.
Dann vereinen sich Wille und Kraft zur puren Willenskraft.
Wenn Bewusstsein und Unterbewusstsein jedoch im Konflikt sind („double-minded“), ist die Willenskraft blockiert. Das Unterbewusstsein sabotiert jede Bemühung des Bewusstseins. Es ist immer stärker (<95 Prozent versus 5 Prozent!>) und wird – früher oder später – das Bewusstsein übersteuern. Außerdem gehen Unmengen Energie verloren bei dem Versuch, die inneren Ambivalenzen zu managen.
Ziehen hingegen Wachbewusstsein und Unterbewusstsein am gleichen Strang (frei von behindernden Glaubenssätzen, verborgenen Bedürfnissen oder anderer Blockaden), gelingt jede gewünschte Veränderung frei von Anstrengung.
Tiefenwirksame und nachhaltige Transformation
Ziel jeder Veränderungs- und Mentalarbeit sollte also sein, Kongruenz herzustellen zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein hinsichtlich ihrer Absichten, Ziele und Wünsche. Single-Minded. Dann sind wir voller Energie und Willenskraft FÜR unser Anliegen.
Gespeicherte Lebenserfahrungen, die unterschiedlich tiefen Rillen auf der Festplatte und die gewachsene Konditionierung können zu inneren Blockaden führen.
Diese Blockaden gilt es aufzuspüren und aufzulösen. Transformation meint dabei, die Blockaden nicht nur aufzulösen sondern sie in etwas Konstruktives zu verwandeln. So dass, was auch immer zu den Blockaden geführt hat, nicht mehr gegen Dich arbeitet, sondern mit allem was Dich ausmacht FÜR Dein Anliegen. Auf diese Art und Weise lösen wir die Blockade im Sinne der blockierenden Wirkung auf und nutzen die darunter liegenden Ressourcen.
The Key to Your Energy!
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